Wenn eine Schwangerschaft abgebrochen wird, ohne dass der Körper es versteht, spricht man von einem verhaltenen Abort (eng. missed abortion). Diese Zeit durchzustehen ist sowohl mental als auch physisch herausfordernd. Es kann schwierig sein nachzuvollziehen, wie und warum es dazu kommt und auf welche Hilfe du Anspruch hast. In diesem Artikel erklärt dir Hebamme Maria, was normalerweise im Zusammenhang mit einem verhaltenen Abort getan wird.
Wie wird ein verhaltener Abort erkannt?
Eine Schwangerschaft, die abgebrochen ist, aber zu keiner Blutung führt oder von der der Körper nicht versteht, dass sie beendet ist, wird als verhaltener Abort *oder* Missed Abortion bezeichnet. Ein verhaltener Abort wird am häufigsten bei einem frühen Ultraschall (oder in Verbindung mit dem Ersttrimester-Screening) festgestellt, wobei ersichtlich wird, dass die Schwangerschaft beendet ist. Dies bedeutet, dass der Embryo aufgehört hat zu wachsen – normalerweise eine Woche oder ein paar Wochen zuvor. Es kann auch sein, dass du als schwangere Frau eine Arztpraxis aufgesucht hast, weil du Symptome festgestellt hast, die sich nicht gut angefühlt haben, dass du dich in irgendeiner Weise unwohl gefühlt hast oder einen geplanten Termin zur medizinischen Schwangerschaftsplanung hattest und im Zusammenhang damit festgestellt wurde, dass die Schwangerschaft beendet ist.
Ein früher Abort ist für die meisten ein Schock, und für die schwangere Frau oder das Paar kann es sehr schwer sein, ihn zu akzeptieren und zu verarbeiten. Wenn du Familie oder Freund hast, die dich unterstützen, lass dich von ihnen begleiten, damit du gemeinsam mit ihnen die nötige Kraft und Zeit findest, um diese Schock zu verarbeiten.
Der Ablauf
Wenn im Ultraschall ein verhaltener Abort festgestellt wird, erhältst du als Schwangere Informationen über die Situation und darüber, was als Nächstes passieren wird. Wenn innerhalb eines oder einiger Tage spontan Blutungen auftreten, muss keine Behandlung erfolgen und man muss niemanden aufsuchen. Die Ärztin oder der Arzt, der den Ultraschall durchführt und feststellt, dass es sich um einen verhaltenden Abort handelt, überweist dich zur weiteren Behandlung in eine Klinik. Es können einige Tage bis zum nächsten Termin vergehen. Dort werden weitere Ultraschalluntersuchungen durchgeführt, um zu bestätigen, dass die Schwangerschaft beendet ist, woraufhin über die Art der Behandlung entschieden wird.
Wenn der Körper nicht von selbst zu bluten begonnen hat, erfolgt die medizinische Behandlung in Form von Tabletten oder es wird eine Ausschabung durchgeführt. Wenn Tabletten verabreicht werden, sollten diese zu Hause eingenommen werden, während auf eine Blutung gewartet wird. Dann ist es wichtig, nicht allein zu sein.
Im Zusammenhang mit der Blutung können Schmerzen auftreten, die mit starken Menstruationsschmerzen im Gebärmutter oder Rücken vergleichbar sind und bis in die Leistengegend und die Beine ausstrahlen. Dann kannst du Schmerzmittel in Form von Paracetamol einnehmen. Es ist jedoch auch möglich, dass dir die Klinik andere Präparate zur Schmerzlinderung gegeben hat. Jede Form von Wärme, z. B. wenn du beim Duschen den Wasserstrahl auf den Bauch oder Rücken richtest, kann ebenfalls bei den Schmerzen helfen.
Die Blutung kann variieren: Eine Blutung, die in der Menge einer starken Menstruation ähnelt, ist völlig normal. Manchmal können jedoch auch Blutgerinnsel, Teile der Fruchtblase oder Strukturen des Embryos sichtbar sein. Es ist weder einfach, sich auf diesen Vorgang vorzubereiten, noch ihn durchzustehen. In dieser Situation können viele verschiedene Emotionen aufkommen. Eine wichtige Sache, die du dir bewusst machen solltest, ist, dass alle Gefühle in Ordnung und normal sind und ernst genommen werden sollten.
Häufige Gedanken und Gefühle
Es ist ganz natürlich, dass Schwangere tief erschüttert sind, wenn die Schwangerschaft endet, und dass sie sich mit Fragen über das „Warum“ auseinandersetzen.
Oft fühlen sich Schwangere von ihrem Körper betrogen, der ihnen vorgespiegelt hat, dass die Schwangerschaft wie geplant verläuft – und überflutet von vielen aufwühlenden Gedanken. Es können Schuldgefühle aufkommen, begleitet von der Frage, ob man selbst etwas getan hat, das zum verhaltenen Abort geführt hat. Aber das ist nicht wahr! Praktisch alle verhaltenen Aborte und Fehlgeburten sind darauf zurückzuführen, dass etwas in der Entwicklung des Fötus nicht richtig voranschreiten konnte. Die Gründe können auch in den ersten sensiblen Wochen liegen, in denen sich die Plazenta bildet und der Embryo in der Gebärmutterwand verankert wird. Es ist also nicht deine Schuld – doch all deine Gefühle sind vollkommen verständlich und normal.
Hier erhältst du Unterstützung
Um die aufkommende Trauer, Sorge oder emotionale Reaktion verarbeiten zu können, ist es wichtig, die Hilfe in Anspruch zu nehmen, die für dich oder euch richtig ist. Dies kann beispielsweise in Form von Gesprächen und der Möglichkeit geschehen, Fragen an eine Hebamme oder eine Ärztin bzw. einen Arzt zu stellen. Oder du umgibst dich mit den Menschen, bei denen du dich sicher und wohl fühlst.