Ein verhaltener Abort im zweiten Trimester ist für die allermeisten Schwangeren eine sehr belastende Erfahrung. In diesem Artikel versuchen wir zusammenzufassen, wie es dazu kommt und welche Emotionen aufkommen können.
Wenn die Schwangerschaft vor SSW 22+0 Woche endet, spricht man von einem verhaltenen Abort. Er wird normalerweise bei einem geplanten Ultraschall festgestellt oder weil die schwangere Frau aus verschiedenen Gründen eine Praxis aufsucht. Eine Fehlgeburt im zweiten Trimester ist ungewöhnlich, aber sie kommt vor und es ist sowohl psychisch als auch physisch furchtbar, sie durchzustehen.
Ursachen für eine Fehlgeburt können darauf zurückzuführen sein, dass der Fötus Abweichungen aufweist, z. B. eine Chromosomenanomalie oder eine Organschädigung. Sie kann auch aufgrund einer Grunderkrankung der Mutter auftreten, die verhindert, dass sich die Schwangerschaft entwickelt und wächst, weil etwas im Kreislauf in oder von der Plazenta zum Fötus nicht normal war. Möglich ist auch, dass sie auf eine Anomalie der Gebärmutter oder eine anatomische Beeinträchtigung zurückzuführen ist.
So ist der Ablauf
Wenn die Nachricht von einer Fehlgeburt in Verbindung mit einem Routine-Ultraschall kommt, ist die Nachricht sicherlich ein Schock und kann sich wie ein unwirklicher Alptraum anfühlen. Die Ärztin bzw. der Arzt, die/der die Untersuchung durchführt, stellt sicher, dass die schwangere Frau Informationen über die weitere Versorgung und Behandlung erhält. Dann erfolgt eine Überweisung an eine gynäkologische Praxis oder Klinik. Dort wird eine weitere Ultraschalluntersuchung durchgeführt, um zu bestätigen, dass die Schwangerschaft beendet ist. Ist dies der Fall, wird geplant, wie und wann die Behandlung stattfinden wird.
Wenn die 13. Schwangerschaftswoche überschritten ist, erfolgt eine medizinische Behandlung ähnlich wie bei einer Abtreibung. Das bedeutet, dass Tabletten verabreicht werden, damit sich die Gebärmutter zusammenzieht und der Embryo/Fötus ausgestoßen wird. Im Falle eines verhaltenen Aborts zwischen der 13. und 22. Schwangerschaftswoche bleibt die Schwangere länger unter ärztlicher Betreuung als bei einem verhaltenen Abort in den vorhergehenden Schwangerschaftswochen. Denn je weiter die Schwangerschaft fortgeschritten ist, desto eher ähnelt der Vorgang einer Geburt – daher sind sowohl Unterstützung als auch Nachsorge notwendig.
So fühlt es sich an
Die Kontraktionen, die auftreten, wenn der Embryo/Fötus abgestoßen wird, ähneln starken Menstruationsschmerzen, die normalerweise im Unterbauch und in der Lendengegend lokalisiert sind und bis in die Leistengegend und die Beine ausstrahlen können. Es kann sich anfühlen, als ob etwas gegen den Unterleib oder Po drückt und presst, was unangenehm sein kann. Du wirst in einer Klinik sein, wenn du diesen Vorgang durchmachst, und das Pflegepersonal wird dich begleiten und für alle deine Fragen da sein. Man bleibt zunächst in der Klinik, bis alles ausgeschieden ist, und es wird eine Untersuchung durchgeführt, um sicherzustellen, dass keine Überreste mehr vorhanden sind. Falls noch Reste verbleiben, kann zusätzlich eine Ausschabung vorgenommen werden.
Die mit den Kontraktionen verbundenen Schmerzen können in Intervallen mit Pausen auftreten, aber es kann auch das ständige Gefühl bestehen, dass sich die Gebärmutter zusammenzieht. Sie werden normalerweise mit starken Menstruationsschmerzen verglichen. Es gibt verschiedene Arten der Schmerzlinderung, sowohl in Form von Wärme, Tabletten oder Injektionen, und einigen Kliniken bieten auch andere Schmerzlinderungsmethoden an. Vor Beginn der Behandlung wird ein Beratungsgespräch mit einer bzw. einem Berater:in oder Psycholog:in angeboten, und diese Unterstützung ist auch danach verfügbar.
Häufige Gedanken und Gefühle
Reaktionen und Emotionen können sofort, aber auch danach kommen. Um die für dich richtige Unterstützung zu erhalten, wird in der Regel empfohlen, mit der oder den Personen zu sprechen, mit denen du dich wohl fühlst und denen du vertraust. Das kann ein:e Freund:in, ein Familienmitglied, eine Hebamme oder eine Seelsorge-Hotline sein. Das Wichtigste ist, dass du die Unterstützung erhältst, die zu dir passt und die du benötigst.
Zu den häufigsten Gefühlen, die nach einer Fehlgeburt auftreten, gehören Wut, Trauer, Schuldgefühle, Scham und Neid auf andere, die ihre Schwangerschaft fortsetzen und bald Eltern werden dürfen. Es ist nachvollziehbar und normal, unterschiedlich auf einen verhaltenen Abort zu reagieren – sowohl aufgrund der überraschenden Nachricht als auch aufgrund der durchlaufenen Behandlung. Schuld und Scham ändern nichts, sind aber schwer zu ertragen. Wenn du also diese Gefühle haben solltest: Sprich mit der Person oder den Personen, denen du vertraust. Danach musst du dich sowohl physisch als auch emotional erholen, weshalb du mit der behandelnden Ärztin bzw. dem behandelnden Arzt über eine etwaige Krankschreibung sprechen musst, bevor du aus der Klinik entlassen wirst.
Nach einem verhaltenen Abort
Die Blutung hält in der Regel ein bis zwei Wochen nach der Behandlung an. Bei Verdacht auf eine Infektion, z. B. bei hohem Fieber und Bauchschmerzen oder Blutungen, die anders riechen als zuvor, solltest du dich an eine gynäkologische Praxis oder an der Klinik wenden.
Wenn die Blutungen aufhören, kann es zu einem erneuten Eisprung kommen. Wenn dir im Zuge der Behandlung nichts anderes gesagt worden ist, ist dein Körper bereit, wieder schwanger zu werden. **Aber! Du entscheidest, wann es für dich in Ordnung ist, wieder schwanger zu werden.** Der richtige Zeitpunkt ist, wenn dein Körper und Geist bereit sind.